Ford spendierte dem seit 2017 erhältlichen Fiesta jetzt das erste Facelift: Kühlergrill und Lufteinlässe sind nun dynamischer geformt, besonders bei der getesteten Sport-Variante namens ST-Line. An technischen Änderungen gibt es serienmäßige LED-Scheinwerfer (gegen Aufpreis sogar Matrix-Licht), digitale Instrumente für die Top-Ausstattungen plus eine Falschfahr-Warnung.
Schon etwas länger bei einzelnen Motorisierungen an Bord ist das Mildhybrid-System, das in Form eines Starter-Generators mit 16 PS und 24 Nm Drehmoment ins Geschehen eingreift. Bei gemütlicher Fahrt entlastet der Elektromotor den 125 PS-Dreizylinder, bei Vollgas setzt er sein Drehmoment oben drauf. „Segeln“ beherrscht die von uns getestete Handschalt-Version nur im Schmalspur-Bereich – legt man beim Rollen den Leerlauf ein, geht der Benziner bereits bei 15 km/h aus und nicht erst im Stillstand wie bei Motoren ohne Hybrid-Hilfe.
Letzteres ist mehr ein Gag, die restlichen Aktivitäten des Mildhybrid-Systems sind aber deutlich spürbar: Der Motor agiert ungewohnt bullig und geschmeidig. Dazu kommt beim ST-Line ein nicht unerheblicher Fun-Faktor: Seine Agilität und Kurven-Fahrfreude haben GTI-Format, Komfort ist für das brettharte Fahrwerk hingegen kein Thema.
Motor & Getriebe – Der kleine Elektromotor hilft dem etwas knurrigen Dreizylinder-Benziner nach Kräften, der Durchzug aus niedrigen Touren verbessert sich merklich. Knackig zu schaltendes Sechsgang-Getriebe mit genau richtiger Übersetzung.
Fahrwerk & Traktion – 1A-Fahrdynamik: sehr agiles Einlenken, kaum Untersteuern, beim Lastwechsel drückt das Heck freudig-harmlos nach. Direkt-präzise Lenkung, kräftige Bremsen, untadelige Traktion. Nachteil der dynamischen Abstimmung: Der Federungskomfort bleibt weitgehend auf der Strecke.
Bedienung & Multimedia – Vorteil der konservativen Cockpit-Gestaltung: einfache Bedienung, gute Ergonomie, dazu tadellose Sitzposition auf solidem Sport-Gestühl. Nur ein USB-Anschluss, dafür volle Smartphone-Anbindung (via Kabel) und simple Sprachsteuerung. Plus: passable Rundumsicht, genügend Ablagen, integrierter Tankverschluss. Minus: Fensterheber-Automatik nur nach unten, kein induktives Handyladen.
Innen- & Kofferraum – Das Platzangebot liegt im Kleinwagen-Schnitt, Fond-Kniefreiheit bieten jedoch andere Mitbewerber mehr. Recht kleiner Kofferraum mit hoher Ladekante, noch dazu ohne Zwischenboden, weshalb nach Umlegen der 2:1-Fondlehnen eine Stufe entsteht.
Dran & Drin – Abseits der Sport-Zutaten eher mäßige Ausstattung, die hauptsächlich in Paket-Form auftretenden Extras sind dafür auffällig preisgünstig – auch dank nur einem Prozent NoVA. Wer das Hybrid-System optimal nützen will, sollte zur Automatik greifen (Aufpreis 1800 Euro). Gute Verarbeitung, durchaus gelungene Material-Wahl.
Schutz & Sicherheit – Das Airbag-Aufgebot ist Standard, die Ausstattung an Assistenzsystemen liegt darunter – immerhin sind Adaptiv-Tempomat, Auffahrwarner und Notbremsassistent im günstigen Paket erhältlich.
Preis & Kosten – Im Konkurrenz-Vergleich recht preisgünstig. Nützt man das Hybridsystem zum Gleiten statt zum Hetzen, erntet man einen Verbrauchs-Vorteil. Fünf Jahre Garantie, lange Service-Intervalle, gute Werthaltungs-Prognose. Nicht mehr als Dreitürer bestellbar.
R3, 12V, Turbo, 999 ccm, 125 PS (92 kW) bei 6000/min, max. Drehmoment 170 Nm bei 1400/min, 48V-Mildhybrid, E-Motor 16 PS (11,5 kW), Sechsgang-Getriebe, Vorderradantrieb, Scheibenbremsen v (bel.), Trommeln h, L/B/H 4069/1735/1484 mm, Radstand 2493 mm, 5 Sitze, Wendekreis 10,0 m, Reifendimension 205/45 R 17, Tankinhalt 42 l, Reichweite 725 km, Kofferraumvolumen 292–1093 l, Leergewicht (EU) 1196 kg, zul. Gesamtgewicht 1675 kg, max. Anh.-Last 1000 kg, 0–100 km/h 9,4 sec, 60–100 km/h (im 4./5. Gang) 7,9/10,4 sec, Spitze 200 km/h, Steuer (jährl.) € 293,76, Werkstätten in Österreich 188, Service alle 30.000 km (mind. alle 2 Jahre), WLTP-Normverbrauch kombiniert 5,0 l, Testverbrauch 5,8 l ROZ 95, CO2 (Norm/Test) 114/133 g/km
sechs Airbags, Spurhalte- und Berganfahr-Assistent, Verkehrszeichen-Erkennung, Müdigkeitswarner, LED-Scheinwerfer, Fernlichtsensor, Tempomat, Klimaautomatik, Bordcomputer, heizbare E-Außenspiegel, E-Fensterheber v+h, Audiosystem mit 8 Zoll-Touchscreen und 6 LS, Sprachsteuerung, USB-Anschluss, Android Auto & Apple CarPlay, Einparkhilfe h, Sportfahrwerk, -sitze u. -lenkrad, FB-Zentralsperre, 17 Zoll-Aluräder etc.
Fahrerassistenz-Paket (Adaptiv-Tempomat, Auffahrwarner, Notbremsassistent etc.) € 300,–, Sicht-Paket (Regensensor, schlüsselloser Zugang, aut. abblendender Innenspiegel) € 450,–, „Easy Parking“-Paket (Rückfahrkamera, Einpark-Vollautomatik, Einparkhilfe v, Türkantenschutz) € 700,–, Winter-Paket (Frontscheibe, Lenkrad und Vordersitze heizbar) € 400,–, Matrix-LED-Licht € 1000,–, Nebelscheinwerfer inkl. Abbiegelicht € 50,–, Navigationssystem inkl. Falschfahr-Warnung € 900,–, B&O-Soundsystem € 1100,–, Panorama-Schiebedach € 1100,–, abgedunkelte Fondscheiben € 300,–, Metallic-Lack € ab 500,– etc.
Hans
( 27. Juli 2022 )
>25.000 TEuro für einen Kleinwagen, bei dem man auch noch selbst schalten muss?
Und dafür gebt Ihr 4 Sterne beim Preis?!?!?!
MfG J
Georg Koman
( 29. Juli 2022 )
Ende März (Erscheinungstermin von ALLES AUTO Heft 4/2022, in dem dieser Test zuerst erschienen ist) gab es den Mildhybrid-Fiesta noch zum Aktionspreis von rund 20.000 Euro. Außerdem ist die Konkurrenz eher noch teurer, wegen der Inflation warat’s. Ein Polo R-Line mit 95 PS kostet z.B. fast 28.000 Euro.
Hans
( 30. Juli 2022 )
Dass VW abgehoben ist, was die Preise anbelangt, ist allgemein bekannt.
Was übrigens offensichtlich nicht überall in Europa so ist, wenn man sich die Preise anschaut, die man bei Direktimporteuren angeboten bekommt.
Mit Polo-Preisen kann ich momentan nicht dienen, aber ein Taigo 1.5 TSI mit 150 PS und DSG in R-Line Ausstattung um 24.570 Euro ist doch ne Ansage. So wie ich die Karre haben wollte (110 PS TSI mit DSG reicht völlig) würde sie mich wenig mehr als 20 K Euro Kosten.
Und die müssen das Auto auch irgendwo kaufen und wollen auch ein bissl was verdienen.
Umso befremdlicher finde ich den Preis für den – wie Du ja selbst im Artikel erwähnst – eher mäßig ausgestatteten Fiesta.
MfG J
Mozl
( 31. Juli 2022 )
Lieber Johann, Direktimporteure haben in der Regel keinen Schauraum. Ebenso kannst du bei einem Direktimporteur keine Probefahrt machen und du erhältst auch keine Verkaufsberatung. Solchen Firmen reicht ein PC im Homeoffice. Zusätzlich bieten diese Firmen auch Finanzierungen an. Alles über Partner abgewickelt. Die günstigen Preise bei diesen Firmen resultierten daher weniger am billigeren Nettopreis in einem anderen EU Land, sondern daraus, dass sie nur sehr wenig Aufwand haben. Sie sind keine Händler, sondern nur Vermittler.
Hans
( 31. Juli 2022 )
Wir kommen zwar vom Thema ab, das da war, dass der gegenständliche Fiesta viel zu teuer ist, und daran gibts nichts zu rütteln.
Zu den Direktimporten nur soviel: die Preise sind in anderen Ländern sehr wohl viel günstiger, schau dir mal eine Preisliste aus der Slowakei an. Aber die sekkieren halt die Autofahrer nicht mit Blödheiten wie einer NOVA, auf die noch dazu Mehrwertsteuer draufgeschlagen wird. Darauf musst erst einmal kommen.
MfG J
Georg Koman
( 31. Juli 2022 )
Achtung: Die USt wird nicht auf die NoVA aufgeschlagen. Das haben die österreichischen Raubritter zwar so eingeführt, aber bereits im Jahr 2010 wurde das vom EuGH abgedreht. Seither müssen NoVA und USt. getrennt voneinander auf den Nettopreis aufgeschlagen und anschließend zusammengerechnet werden.
Mozl
( 1. August 2022 )
Lieber Johann, selbstverständlich sind die Preise in Österreich das Ergebnis von hohen Steuern und Abgaben. Gekauft wird dennoch. Derzeit ist die Nachfrage deutlich höher als das Angebot. Ich kenne Fälle, wo Fahrzeuge zum Listenpreis gekauft wurden.