Seit 2005 amüsiert der fesche Alfa 159 in deutschsprachiger Konfiguration bei knapp werdendem Tankvolumen mit der Bordcomputer-Meldung „Eingeschränkte Autonomie“. Hier haben die Mailänder wohl einfach den ersten und für sie naheliegendsten Begriff aus dem Wörterbuch für die Übersetzung von „autonomia“ (italienisch für Reichweite oder Aktionsradius) genommen – eine Kontrolle durch deutschsprachige Kollegen gab es offensichtlich nicht. Und
das just zu einer Zeit, als mit dem Österreicher Herbert Demel der erste Nicht-Italiener am Konzern-Steuer saß – und die Qualität der Produkte auf „deutsches“ Niveau heben wollte.
Doch auch heute erstaunt, zu welch humorigen Sprach-Pannen es in multilingualen Weltkonzernen kommen kann. Etwa bei dem in Köln erdachten und in Spanien gebauten Kuga des US-Konzerns Ford. Der könnte bei Tempomat-Benutzung unerfahrene Piloten im Headup-Display mit der Meldung „Übersteuert“ schrecken, wenn sie aufs Gas steigen. Nein, diese Info deutet nicht auf ein ausbrechendes Heck hin, es ist bloß die ungeschickte Übersetzung von „overruled“ – und bedeutet, dass der Fahrer das eingestellte Tempo durch Gasgeben kurzfristig ignoriert.
Eine gewisse Lieblosigkeit im Umgang mit der deutschen Sprache zeigen die Designer der Digital-Instrumente in der Franzosen-Limo DS 9. Über dem Tourenzähler steht „Motordrehza“ (ohne Bindestrich) und darunter einsam und allein „hl“ (siehe Bild oben). Eine wenig elegante Lösung für ein elegant anmutendes Automobil. Doch auch bei deutschen Konzernen haben bisweilen mäßig begabte Sprach-Athleten das Sagen. Bei einer Fahrt auf der italienischen A14 kündigte das Navi unseres Dauertest-A3 mit einem Warndreieck samt Rufzeichen in zehn Kilometer Entfernung ein „ausgefallenes Fahrzeug“ an. Die Enttäuschung an Ort und Stelle war groß – kein rarer Ferrari war zu sehen und auch kein seltener Lancia-Klassiker.
Doch nicht nur das geschriebene Wort amüsiert immer wieder in modernen Fahrzeugen, auch das gesprochene. So kann schon mal Erheiterung aufkommen, wenn die Navi-Stimme in Produkten des VW-Konzerns italienische Ortsnamen wie ein stereotypischer deutscher Tourist ausspricht – etwa Venezia oder Udine, ersteres mit F und beides mit Betonung aufs i. Auch die immer beliebter werdenden Sprachsteuerungen haben es in sich. Wer allein im Auto fährt oder dem Partner am Nebensitz nichts mehr zu sagen hat, kann sich wunderbar mit seinem fahrbaren Untersatz unterhalten – mit besonderer Betonung auf „unterhalten“. So hilft bei der mündlichen Eingabe von Navigationszielen bei fast allen Systemen ein gewisser Sinn für Humor, um nicht zu schreiben: eine gehörige Portion Geduld und Leidensfähigkeit.
Dafür reagieren Alexa und ihre FreundInnen auf Fragen und Befehle durchaus witzig und sogar kompetent. Auf „Hey Mercedes, was hältst Du von BMW?“ bekommt man etwa als Antwort: „Sehen ganz nett aus, vor allem im Rückspiegel.“ Überaus verständnisvoll zeigt sich die virtuelle Assistentin in unserem Dauertest-Skoda: „Meine Eier sind kalt“ führt dazu, dass „Laura“ (so nennt Skoda die weibliche Computerstimme in Anlehnung an Firmengründer Vaclav Laurin), ohne verlegen zu werden, die Sitzheizung aktiviert. Das amüsierte auch Kabarettist Alex Kristan im Testosteron-dominierten Benzinbrüder-Chat. Und der Comedian ortete bei der Dame im Navigationssystem sogar urologische Kompetenz. Öfters schon wurde nämlich ungefragt „die Rute berechnet“.
Foto: Enrico Falchetto