Wählt grün: Porsche Panamera GTS

15. Januar 2019
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Feature

Plus 20 PS für 40.000 Euro klingen als Aufschlag vom Pa­­namera 4S zum brandneuen GTS ein bisserl gar heftig, die Sache greift damit aber viel zu kurz. Zum einen bekommt man beim „Gran Turismo Sport“ acht statt sechs Zylinder und damit einen Motor, der auch bei Bentley zum Einsatz kommt. Zum anderen wissen Autofans, dass hinter den drei magischen Buchstaben bei Porsche mehr als nur ein Leistungs-Upgrade steckt. Viele optische wie technische Details am GTS hat man ganz offensichtlich Richtung Dynamik getrimmt, so kauert sich dieser Panamera einen Zentimeter tiefer in den Asphalt. Auch die Bremsanlage wurde vergrößert, vorne messen die Scheiben 390, hinten 365 Millimeter im Durchmesser. Dazu legten die Zuffenhausener die serienmäßige Dreikammern-Luftfederung sowie die adaptiven Dämpfer sportlicher aus. Und wer seinen Panamera nicht wie die meisten in einem spannungslosen Grauton ordert, wird sich über den Kontrast der vielen schwarzen Außen-Akzente freuen, Stichwort Auspuff-Endrohre, Lufteinlässe, Seitenschweller oder Spoiler­lippe. Ja sogar die Leuchten vorne wie hinten sind hier dunkel getönt, dazu gibt es eigene 20-Zöller – erraten, in schwarz.

Das Kürzel GTS kennt man bei Porsche spätestens seit dem entsprechend etikettierten 928 aus den 90ern, dem die neue Panamera-Variante vom Charak- ter her sehr ähnlich ist. Wer mehr Laderaum braucht: Die Kombi-Version ST kostet knapp 4500 Euro mehr.

Das Kürzel GTS kennt man bei Porsche spätestens seit dem entsprechend etikettierten 928 aus den 90ern, dem die neue Panamera-Variante vom Charakter her sehr ähnlich ist. Wer mehr Laderaum braucht: Die Kombi-Version ST kostet knapp 4500 Euro mehr.

 

Auch innen ist der GTS als solcher zu identifizieren, nicht nur ob der gestickten Logos in den vier Kopfstützen, was jedoch extra kostet. Die Mittelbahnen der obligaten Sportsitze sind ebenso in Alcantara gehalten wie der Bezug des beheizbaren Lenkrads; beides lässt sich freilich auch in glatt ordern. Dazu feiert ein Head­up-Display mit dem GTS Panamera-Premiere – und ist ab sofort auch bei allen anderen Varianten einbaubar. Zur Auswahl der vier Fahr-Modi gibt es wie gehabt einen Drehregler am Lenkrad samt „Sport Response-Button“ – dieser spannt für 20 Sekunden alle Systeme und Paramater auf sportlich vor, wie eine Adrenalin-Spritze für ein Rennpferd.

 

Unser Meet & Greet mit der neuen Panamera-Variante findet in Bahrain statt. Wie es sich für ein GTS-Modell gehört, wird die Anreise zur F1-Rennstrecke auf Achse erledigt, schließlich soll der Bogen zwischen Sport & Alltag hier besonders gut gespannt sein. Die Luftfederung egalisiert im Normal-Modus Straßenunebenheiten gut, trotz Sportauspuff atmet der aufgeladene V8 weder zu laut noch zu rotzig aus. Flott wechselt das achtgängige Doppelkupplungs-Getriebe fast unmerklich in eine möglichst hohe Fahrstufe, die beiden letzten sind als Overdrive ausgeführt, die Spitze von knapp 300 km/h wird im sechsten Gang erreicht. 2004 fand erstmals ein Formel 1-Rennen in Bahrain statt, unsere ersten Kennenlern-Runden auf dem International Circuit in as-Sahir drehen wir noch bei Tageslicht. Nach dem Abendessen wird es dann spannend, die untergegangene Sonne wird durch eine Hundertschaft von Flutlichtern ersetzt. An das harte grelle Licht muss sich das Auge ­erst gewöhnen, ohne Anpassungsschwierigkeiten stürmt der ­vierrädrige Hauptdarsteller aus der Boxengasse, an den dünnflankigen Hinterläufen wurde bloß etwas Luft abgelassen.

Mamba Grün heißt diese Porsche-Farbe. In der Marketing-Fantasie fahren Panamera-Besitzer mit ihrem Auto gerne auf einer Rennstrecke, in der Praxis tun sie es wohl genauso oft, wie Cayenne-Kunden ins Gelände ausreiten. Doch das Wissen, dass man theoretisch zu den schnellsten am Rundkurs gehören würde, reicht GTS-Eignern wohl.

Mamba Grün heißt diese Porsche-Farbe. In der Marketing-Fantasie fahren Panamera-Besitzer mit ihrem Auto gerne auf einer Rennstrecke, in der Praxis tun sie es wohl genauso oft, wie Cayenne-Kunden ins Gelände ausreiten. Doch das Wissen, dass man theoretisch zu den schnellsten am Rundkurs gehören würde, reicht GTS-Eignern wohl.

 

Der Testwagen ist natürlich vollausgestattet, also auch mit Allradlenkung, Hinterachs-Differenzialsperre und 48-Volt-Wankstabilisierung bestückt, drei Extras, die jedem ans Herz gelegt ­seien. Die teuren Keramik-Scheiben müssen dagegen nicht sein, auch weil sie zum Quietschen neigen. Wie auch immer, die zwei Tonnen Leergewicht spürt man weder beim Bremsen noch beim Beschleunigen, Einlenk-Verhalten und Kurvenspeed lassen fast schon 911-Feeling aufkommen. Das Doppelkupplungs-Getriebe belässt man am besten im Automatik-Modus, vor allem beim harten Anbremsen vor Kurven ist man danach immer gleich im richtigen Gang. Leider verliert man beim Herausbeschleunigen trotz sportlich abgestimmtem Allrad etwas Zeit, weil die Stabilitätskontrolle selbst im Sport Plus-Modus die Power zu sehr kastriert – da hilft nur ESP abschalten. Nach vier heißen Runden geht es wieder zurück an die Box, wo die grüne Mamba zu glühen scheint, Hitzewallungen dringen aus allen Öffnungen.

Daumen hoch also für den GTS. Allein schon, weil er ein ­rares Stück sein wird, vom 20 PS und 100 Nm schwächeren Vorgänger wurden hier zu Lande gerade einmal 53 Stück an den Mann gebracht. Und da der Viertür-Porsche in Österreich tatsächlich die meistverkaufte Luxuslimousine ist, also mehr Absätze lukriert als 7er, A8 oder S-Klasse, kann man das Massenphänomen ­Panamera per GTS mit sportlichem Individualismus schärfen und entschärfen.

Daten & Fakten

V8, 32V, Bi-Turbo, 3996 ccm, 460 PS (338 kW) bei 6000–6500/min, max. Drehmo­ment 620 Nm bei 1800–4500/min, Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb, Scheiben­brem­sen v/h (bel.), L/B/H 5053/1937/1417 mm, Radstand 2950 mm, 4 oder 5 Sitze, Rei­fendi­men­sion 275/40 R 20 (v), 315/35 R 20 (h), Tankinhalt 90 l, Kofferraum­vo­lumen 5001340 l, Wendekreis 11,9 m (mit Allradlenkung 11,4 m), Leergewicht 1995 kg, 0–100 km/h 4,1 sec, 0–200 km/h 15,2 sec, Spitze 292 km/h, Normverbrauch /Stadt/außerorts/Mix) 14,2/8,1/10,3 l ROZ 95, CO2 235 g/km

Preis: € 175.920,–