
Auch innen ist der GTS als solcher zu identifizieren, nicht nur ob der gestickten Logos in den vier Kopfstützen, was jedoch extra kostet. Die Mittelbahnen der obligaten Sportsitze sind ebenso in Alcantara gehalten wie der Bezug des beheizbaren Lenkrads; beides lässt sich freilich auch in glatt ordern. Dazu feiert ein Headup-Display mit dem GTS Panamera-Premiere – und ist ab sofort auch bei allen anderen Varianten einbaubar. Zur Auswahl der vier Fahr-Modi gibt es wie gehabt einen Drehregler am Lenkrad samt „Sport Response-Button“ – dieser spannt für 20 Sekunden alle Systeme und Paramater auf sportlich vor, wie eine Adrenalin-Spritze für ein Rennpferd.
Unser Meet & Greet mit der neuen Panamera-Variante findet in Bahrain statt. Wie es sich für ein GTS-Modell gehört, wird die Anreise zur F1-Rennstrecke auf Achse erledigt, schließlich soll der Bogen zwischen Sport & Alltag hier besonders gut gespannt sein. Die Luftfederung egalisiert im Normal-Modus Straßenunebenheiten gut, trotz Sportauspuff atmet der aufgeladene V8 weder zu laut noch zu rotzig aus. Flott wechselt das achtgängige Doppelkupplungs-Getriebe fast unmerklich in eine möglichst hohe Fahrstufe, die beiden letzten sind als Overdrive ausgeführt, die Spitze von knapp 300 km/h wird im sechsten Gang erreicht. 2004 fand erstmals ein Formel 1-Rennen in Bahrain statt, unsere ersten Kennenlern-Runden auf dem International Circuit in as-Sahir drehen wir noch bei Tageslicht. Nach dem Abendessen wird es dann spannend, die untergegangene Sonne wird durch eine Hundertschaft von Flutlichtern ersetzt. An das harte grelle Licht muss sich das Auge erst gewöhnen, ohne Anpassungsschwierigkeiten stürmt der vierrädrige Hauptdarsteller aus der Boxengasse, an den dünnflankigen Hinterläufen wurde bloß etwas Luft abgelassen.

Der Testwagen ist natürlich vollausgestattet, also auch mit Allradlenkung, Hinterachs-Differenzialsperre und 48-Volt-Wankstabilisierung bestückt, drei Extras, die jedem ans Herz gelegt seien. Die teuren Keramik-Scheiben müssen dagegen nicht sein, auch weil sie zum Quietschen neigen. Wie auch immer, die zwei Tonnen Leergewicht spürt man weder beim Bremsen noch beim Beschleunigen, Einlenk-Verhalten und Kurvenspeed lassen fast schon 911-Feeling aufkommen. Das Doppelkupplungs-Getriebe belässt man am besten im Automatik-Modus, vor allem beim harten Anbremsen vor Kurven ist man danach immer gleich im richtigen Gang. Leider verliert man beim Herausbeschleunigen trotz sportlich abgestimmtem Allrad etwas Zeit, weil die Stabilitätskontrolle selbst im Sport Plus-Modus die Power zu sehr kastriert – da hilft nur ESP abschalten. Nach vier heißen Runden geht es wieder zurück an die Box, wo die grüne Mamba zu glühen scheint, Hitzewallungen dringen aus allen Öffnungen.
Daumen hoch also für den GTS. Allein schon, weil er ein rares Stück sein wird, vom 20 PS und 100 Nm schwächeren Vorgänger wurden hier zu Lande gerade einmal 53 Stück an den Mann gebracht. Und da der Viertür-Porsche in Österreich tatsächlich die meistverkaufte Luxuslimousine ist, also mehr Absätze lukriert als 7er, A8 oder S-Klasse, kann man das Massenphänomen Panamera per GTS mit sportlichem Individualismus schärfen und entschärfen.
Porsche Panamera GTS
Preis: € 175.920,–