Angespielt: DiRT Rally 2.0

30. Januar 2019
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Feature

In der Welt der Rally-Spiele gibt es heute an der DiRT-Serie im Grunde kein Vorbeikommen. Vor allem auch, weil es die vormals Colin McRae Rally heißende Serie mittlerweile geschafft hat sich zwei gleichermaßen erfolgreiche Standbeine aufzubauen. “DiRT” steht für Popcorn-Action ala Ken Block, “DiRT Rally” hingegen für realistische Simulation. Dabei war der erste Teil, der 2015 auf den Markt kam, bereits unglaublich erfolgreich. Wenig überraschend also, dass ihm nun ein Nachfolger spendiert wird.

Dabei haben die Entwickler für DiRT Rally 2.0 im Vergleich zum Vorgänger in vieler Hinsicht nochmal ordentlich einen drauf gelegt. Zum einen warten mehr Autos auf euch, die dabei ein noch breiteres Spektrum an Rennserien und Epochen abdecken. Tatsächlich könnt ihr nun also mit einem Mini aus den 60ern ebenso in die Sonderprüfungen der sechs Locations (New Zealand, Argentinien, Spanien, Polen, Australien und die USA) starten, wie mit den legendären Gruppe B-Monstern oder aktuellen Rallyboliden aus unterschiedlichen Klassen (R2, R5 und Co.). Über 50 Autos sind es am Ende des Tages. Einzig WRC-Boliden bleiben euch nach wie vor verwehrt – die kommen in ihrem eigenem Spiel unter: “WRC 8” erscheint ebenfalls noch dieses Jahr.

 

Obgleich Entwickler Codemasters die WRC-Lizenz also vorenthalten bleibt, haben sich die Briten eine andere geschnappt: Die der Rally Cross Meisterschaft nämlich. RX-Autos, Strecken und Fahrer haben gleichermaßen den Weg ins Spiel gefunden. Ebenso wie die Regeln des Rally Cross-Sports, versteht sich. Startet ihr also in den entsprechenden Karriere-Modus (ebenfalls neu), müsst ihr euch – ganz wie die echten Piloten – erst durch eine Reihe von Qualifying-Rennen prügeln, bevor ihr in den Final-Rennen tatsächlich um Podium-Plätze kämpfen könnt. Auch die Oldies haben übrigens ihren eigenen Modus spendiert bekommen, in dem ihr euch nach und nach den Zeitstrang aus den 60ern ins Hier und Heute nach vorne arbeitet. Und wenn wir schon bei Modi sind: Natürlich könnt ihr erneut euer eigenes Team gründen und gestalten – Personalentscheidungen inklusive. Ganz wie im Vorgänger eben. Einen Langzeiteindruck der Kampagnen konnten wir während unserer Hands-On Session in Köln aber noch nicht gewinnen.

Sehr wohl aber haben wir das Handling der Autos bereits ausführlich kennengelernt. Auch hier wurde fleißig verbessert: Die Fahrzeugphysik wurde überarbeitet, die Aerodynamik verfeinert (merkt man vor allem bei Sprüngen) und zudem eine Untergrund-Verformung hinzugefügt. Insbesondere bei Rallycross-Rennen in nasser Umgebung merkt man so schnell die Auswirkungen der in den Gatsch gearbeiteten Furchen. Und wenn wir schon von Regen sprechen: Auch das Wetter wurde überarbeitet. Zwar gibt es nach wie vor keine dynamische Wetterverläufe wie etwa in “Project Cars 2” (das auch RX-Rennen bietet übrigens), dafür fühlt sich das Fahren auf feuchtem und nassem Untergrund nun noch einmal ein ganzes Stück kniffliger an als zuvor.

 

Wer es sich zutraut, kann diesen Veränderungen nun zudem in den Fahrzeugeinstellungen noch detaillierter gegenübertreten. Zu den bereits sehr reichlichen Setup-Möglichkeiten kam nämlich die von vielen Fans geforderte Option hinzu, auch die Reifen auswählen zu können. Je nach weicher, mittelharter oder harter Gummi-Mischung hat man somit entweder einen seine Performance besser haltenden, oder zumindest kurzzeitig besonders viel Grip bietenden Pneu im Gepäck.

Wem es bis hier her noch nicht klar geworden ist, dem sei es nun in aller Deutlichkeit gesagt: “DiRT Rally 2.0” ist eine Simulation – eine humorlose Nachbildung der echten Welt. Und die ist unbarmherzig. Wer hier bei 120 km/h auf losem Schotter vergisst einzukalkulieren, dass die Straße vor ihm in einer Kurve nach außen abfällt, fliegt in den Wald. Wer mit deaktiviertem ABS voll auf die Bremse latscht, rutscht mehr oder minder schnurgerade aus weiter … vermutlich in einen Wald. Wer in einem Allrad-Wagen, der leicht quer geht, voll gegenlenkt und Gas gibt, erlebt live und in Farbe was ein „Gegenpendler“ ist … und, ihr habt es erraten, fliegt in den Wald.

 

Ganz genauso ist es auch in “DiRT Rally 2.0”. Die Physikengine ist unbarmherzig und bestraft auch kleine Fehler gerne mit weitreichenden Konsequenzen. Zumindest, wenn alle Fahrhilfen deaktiviert sind und das Schadensmodell auf Anschlag gedreht wurde. Wobei „Fahrhilfen“ hier nichts in die Richtung von automatischem Lenken oder Bremsen bedeutet, sondern schlicht, dass ihr ESP, ABS und Co. aufdrehen könnt. „Einfach“ ist das Fahren also nie. Gerade deswegen aber gleichzeitig auch äußerst befriedigend – genau weil es eben keine „leichte Unterhaltung“ ist.

Auch die Technik wusste zu überzeugen. Zwar haut einen die Grafik der mittlerweile schon ziemlich angestaubten Ego-Engine alles andere als aus den Socken, unterm Strich sieht die Raserei aber durchaus nett aus. Zudem lief es auf der PS4 Pro butterweich flüssig und schien auch die zugegeben recht potenten Gaming-PCs nicht allzu sehr ins Schwitzen zu bringen.

Natürlich wurden aber nicht nur die moderaten Anforderungen von einem zum nächsten Teil weitervererbt, auch so manche Stärken. Das Schadensmodell zum Beispiel, das nach wie vor von leichten Kratzern bis hin zu sich nach und nach verschlimmernden, mechanischen Schäden alles bieten kann, was einem Rally Piloten das Leben schwer macht. Und dann ist da natürlich wieder der großartige Ton: Die Motorensounds sind innen wie außen überaus kernig und authentisch gelungen, die restlichen Geräusche des Autos – vom Heulen des Getriebes bis hin zum Sausen des Windes – perfekt umgesetzt und selbst das Prasseln von Teilen des Untergrundes in den Radkästen klingt verdammt lebensecht. Ein echter Genuss.

 

FAZIT

“DiRT Rally 2.0” verspricht eine durch und durch solide Fortsetzung des bereits wirklich guten Vorgängers zu werden. Der Simulations-Aspekt wurde noch weiter verfeinert, der Umfang deutlich gesteigert und auch der eine oder andere Fan-Request wurde erhört. Wenn das fertige Gesamtwerk also eine so runde Sache wird wie ich aktuell glaube, kommt hier am 26. Februar, wenn das Spiel für PS4, Xbox One und PC erscheint, ein Pflichtkauf auf alle Rally-Fans zu.