Christmann war ein hervorragender Autofahrer, selbst Jochen Rindt lobte seine Fähigkeiten hinter dem Lenkrad: „Ich muss sagen, alle Achtung, wie der Hansi fährt.“ Was aber nur die engsten Mitarbeiter seiner Redaktion wussten: Christmanns Fähigkeiten als Schreiber bewegten sich auf Volksschul-Niveau. Was aber weiter nichts ausmachte, denn die Testberichte für die Zeitung formulierte seine Frau Christl. Daraus resultierte auch sein Künstlername Christmann – der Mann der Christl. Eigentlich hieß er Hans Patleich, war gelernter Fleischhauer und kam als Zusteller der „Arbeiterzeitung“ mit der Zeitungsbranche in Berührung.
Wegen seiner auffallenden Statur war er bei Presseempfängen nicht zu übersehen, bald kannten ihn die Bosse der Autokonzerne. Sogar Fiat-Oberhaupt Agnelli winkte ihm zu, und er jovial zurück. Kein Wunder, dass Hans Christmann von den Herstellern bald geheime Versuchsfahrzeuge zur Verfügung gestellt bekam, vornehmlich von BMW und Mercedes. Berichten durfte er über diese Autos natürlich nicht, im „Kurier“ stand kein Wort darüber.
Als Christl nach langen Ehejahren das Schreiben verweigerte, musste ihr Mann seine Texte selbst verfassen – zum Schrecken seiner Chefredakteure, darunter solcher Größen wie Hugo Portisch. Aber Christmann war ein hervorragender Motivator. Es gelang ihm, als Ghostwriter einen der besten Kolumnisten im deutschsprachigen Raum, Martin Maier, zu gewinnen. Das Honorar erhielt dieser in Form von Testwagen, die er dann eine Woche lang bewegen durfte.
Verstehen konnte Christmanns Textgestammel oft aber nicht einmal Maier. Der ging dann mit dem Manuskript zum Cheftester ins Zimmer und fragte: „Hansi, was möchtest
du eigentlich sagen?“ Hansi erklärte ihm alles fachgetreu, Maier formulierte, und ein brillant geschriebener Testbericht erschien dann im „Kurier“.
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