Passend zum (Coupé-)Namen ist der CX-60 außen größer als der CX-5, innen aber nicht wirklich geräumiger. Was abgesehen von der für diese Klasse kompakten Fond-Beinfreiheit kein Grund für Kritik ist. Dass hier ein wenig Raum für Design geopfert wurde, ist angesichts der soliden Grundmaße unproblematisch. Das gilt auch für das ansehnliche Ladeabteil, bei dem einzig das Kellerfach durch die Hybrid-Technik merklich geschrumpft wurde.
Auch die Variabilität kommt nicht zu kurz: Die Fondlehnen lassen sich im Verhältnis 2:1:2 umlegen, sind außerdem vom Kofferraum aus klappbar und die Neigung kann man in zwei Stufen fixieren. Die Ladekante ist relativ hoch, aber immerhin um zwei Zentimeter niedriger als beim CX-5.
Von jenem wurde auch der Motor entliehen: Mazda-typisch wird dabei Ladedruck durch Hubraum ersetzt. Der 2,5 Liter große Vierzylinder gibt sich laufruhig und geschmeidig, im unteren Drehzahlbereich kann er einem aufgeladenen Aggregat in Sachen Temperament dennoch nicht das Wasser reichen.
Diesen Nachteil versucht der Elektromotor nach Kräften auszugleichen – und die sind nicht ohne: Mit 270 Nm wirft er sogar etwas mehr Punch in die Waagschale als der Verbrenner. Dennoch gilt unterm Strich: Der Antrieb fühlt sich souverän an, allerdings nicht nach 327 PS Systemleistung – obwohl diese auf dem Papier mit einem 0-auf-100-Sprint von nur 5,9 Sekunden sehr wohl durchschlagen.
Das elegante Cockpit wird von einem breitformatigen Bildschirm gekrönt. Dass der keine Touch-Funktion hat, irritiert nur zu Beginn. Die Kombination aus griffgünstig platziertem Dreh-Drück-Regler und einer nicht übertriebenen Anzahl an Verstellmöglichkeiten ist der Tatscherei im Grunde vorzuziehen.
Zurück zur Eingangsfrage: Ist der Mazda CX-60 nach dem Test nun premium-würdig? Definitiv sind es das edle Design, die noblen Materialien und die makellose Verarbeitung. Allerdings genügt es nicht, feine Ware zum entsprechenden Tarif auf die Räder zu stellen und das Ergebnis als Premium zu deklarieren – ob das Begehren letztlich den Preis übertrumpft, entscheiden die Kunden. Die richtigen Voraussetzungen für deren gehobene Daumen hat Mazda jedenfalls geschaffen. Die genaue Bewertung des Test Mazda CX-60 lesen Sie unten.
Dieser Test erschien übrigens mit vielen weiteren in der Ausgabe Oktober 2022 von Alles Auto, hier online zu bestellen.
Fotos: Robert May
Motor & Getriebe
Der potente E-Motor macht die Drehmoment-Müdigkeit des laufruhigen Saug-Benziners im Drehzahlkeller ganz gut wett, das Zusammenspiel der beiden Aggregate klappt meist friktionsfrei. Souveräner, wenn auch nicht überschäumender Vorwärtsdrang. Geschmeidige Achtgang-Automatik, die nur im „Sport“-Modus etwas nervös wirkt.
Fahrwerk & Traktion
Die Fahrwerks-Auslegung ist durchaus premium: Trotz großer Räder gibt es feinen Abrollkomfort, dabei kein Wanken und praktisch keine Lastwechselanfälligkeit. Die schwergängig-präzise Lenkung ist nicht allzu direkt. Kräftige Bremsen, souveräne Allrad-Traktion. Fahr-Modus-Schalter inklusive Offroad-Programm.
Bedienung & Multimedia
Schnelle Sitzeinstellung nach Angabe der Körpergröße (kann manuell nachjustiert werden), später surrt das groß dimensionierte, bequeme Gestühl nach Fahrerwechsel via Gesichtserkennung in die richtige Position. Gut ablesbare Digital-Instrumente im Analog-Design. Recht simple Bedienung, der Multimedia-Bildschirm kann nur via (gutem) Dreh-und-Drück-Regler gesteuert werden. Schlechte Sicht nach schräg hinten, durch die Rückfahrkamera wirkungsvoll entschärft. Serie: Headup-Display, vier USB-Anschlüsse, ordentliche Sprachsteuerung. Fein: Standklimatisierung bei angeschlossenem Ladekabel. Induktives Handyladen nur übers teure Paket zukaufbar.
Innen- & Kofferraum
Vorne sehr gute Platzverhältnisse, hinten ebenso – bis auf den nicht allzu großzügigen Beinraum. Großes, glattflächiges Gepäckabteil mit relativ hoher Ladekante. Fondlehnen neigungsverstell- und im Verhältnis 2:1:2 vorklappbar, der Boden bleibt dabei eben. Praktisch: Lehnen auch vom Kofferraum aus umlegbar, die flexible Lade-Abdeckung schwingt beim Öffnen der E-Heckklappe mit und steht nicht im Weg.
Dran & Drin
In der zweithöchsten Ausstattung „Homura“ bereits üppig bestückt – bis hin zu Lederpolsterung, Sitzkühlung, Headup-Display oder schlüssellosem Zugang. Die Extras sind primär in zwei Paketen konzentriert: eines für die Assistenzsysteme, eines für quasi alles andere. Als auch nicht karge Einstiegsversion „Prime-Line“ um satte 7200 Euro günstiger. Top: Verarbeitung und Materialqualität.
Schutz & Sicherheit
Normales Airbag-Aufkommen plus Fahrer-Knieschutz, bei den Assistenzsystemen unterm Klassenstandard – mit dem „Driver Assistance Pack“ gelangt man allerdings über jenen hinaus.
Reichweite & Laden
Die elektrische Reichweite ist mit 63 Norm-Kilometern nur knapp Oberklasse-würdig. Immerhin erreichten wir diesen Wert (bei idealer Außentemperatur) im Test locker. Die maximale Ladekapazität beträgt nur 7,2 kW, ein voller Ladevorgang dauert rund 2,5 Stunden.
Preis & Kosten
Preislich noch immer deutlich unter den Premium-Marken, aber doch ein Stückchen über Massenherstellern wie Hyundai, Kia oder Toyota angesiedelt. Plus: sechs Jahre Fahrzeuggarantie. Recht dichtes Werkstatt-Netz, Jahres-Service Pflicht. Annehmbarer Verbrauch bei leerer Batterie, förderungswürdig.
Technik
Serienausstattung
Extras
L/B/H 4745/1890/1686 mm, Radstand 2870 mm, 5 Sitze, Wendekreis 11,7 m, Reifendimension 235/50 R 20, Tankinhalt 50 l, Reichweite 665 km (plus elektr. 65)
Kofferraumvolumen 570–1726 l, Leergewicht (EU) 2070 kg, zul. Gesamtgewicht 2667 kg, max. Anh.-Last 2500 kg, 0–100 km/h 5,8 sec, Spitze 200 (el. 140) km/h
Steuer (jährl.) € 717,12, Werkstätten in Österreich 118, Service alle 20.000 km (mind. 1x/Jahr), WLTP-Normverbrauch kombiniert 1,5 l, Testverbrauch 2,6–7,5 l ROZ 95, CO2 (Norm/Test) 33/60–173 g/km