Test Kia Niro: Nach dem klassischen Hybrid haben wir Kias Crossover nun als reinen Stromer ausgefasst – ebenfalls in der höchsten Ausstattungslinie namens Platin. Somit kamen wir erneut in den Genuss von hoher Klangqualität, Einpark-Automatik, Headup-Display oder Lenkrad-Heizung. In Sachen Antrieb liefert der Niro das, was man von einem Stromer erwartet: müheloses Vorankommen ohne Vibrationen oder Geräusch-Belästigung. Was den Lade-Speed angeht, enttäuscht der elektrische Niro jedoch etwas: Ist das Flaggschiff der Marke, der EV6, dank 800-Volt-Technik und 240 kW-Ladevermögen in nur 18 Minuten wieder zu 80 Prozent gefüllt, dauert es beim kleinen Bruder fast eine halbe Stunde länger, da er nur 72 kW aufnehmen kann.
Immerhin ist sein Reichweiten-Potenzial ob der recht großen Batterie ordentlich, auch wenn die winterlichen Temperaturen im Testzeitraum nicht das Optimum in Sachen Strom-Verbrauch zugelassen haben. Am Ende bleibt die finanzielle Frage: Im Vergleich zum normalen Hybrid kostet die E-Version um 13.450 Euro mehr – der Plug-In-Hybrid ist immer noch um 6100 Euro günstiger als der Vollzeit-Elektriker (jeweils als Platin). Ob sich der Aufpreis auszahlt, hängt also stark von den eigenen Nutzungsgewohnheiten ab – und von den aktuellen staatlichen Förderungen. Die genaue Bewertung des Test Kia Niro lesen Sie unten.
Dieser Test erschien übrigens mit vielen weiteren in der Ausgabe Jänner/Februar 2023 von Alles Auto, hier online zu bestellen.
Motor & Getriebe
Ausreichend kräftiger E-Antrieb: direktes Ansprechverhalten, vom Stillstand weg mit toller Beschleunigung. Über Schaltwippen hinter dem Lenkrad mehrstufig wählbare Rekuperation, in der höchsten Stufe ist Ein-Pedal-Fahren möglich.
Fahrwerk & Traktion
Im Fokus liegt Komfort, dennoch hält sich die Wank-Neigung in Kurven in Grenzen. Sicheres Fahrverhalten. In Sachen Traktion weitgehend unproblematisch. Lenkung: leichtgängig, aber nicht besonders reich an Feedback. Gute Bremsen.
Bedienung & Multimedia
Angenehme Sitzposition auf bequemen Stühlen, etwas mehr Seitenhalt wäre wünschenswert. Hohe Bedien-Freude, zahlreiche echte Schalter und Drehregler. Großzügige Displays (Multimedia und digitale Armaturen), stabile Software. Serienmäßig: Smartphone-Integration, induktives Handyladen, Sprachsteuerung. Übersicht OK. Ausreichend Ablagen.
Innen- & Kofferraum
Großzügige Platzverhältnisse in beiden Sitzreihen, gute Kopffreiheit. Die 2:1-Fondlehnen sind in der Neigung verstellbar und umlegbar, Ladeboden stets eben. Gut nutzbarer, großer Kofferraum mit E-Heckklappe. Elektro-Plus: Staufach für Ladekabel, wo sich beim Verbrenner-Bruder der Motor befindet.
Dran & Drin
Tolle Ausstattung im Top-Trimm: klimatisierte und elektrisch verstellbare Vordersitze, Lenkrad-Heizung, Premium-Sound und Einpark-Automatik sind Serie. Spar-Potenzial bei Ausstattungs-Verzicht: 9000 Euro. Gute Materialien, einwandfreie Verarbeitung.
Schutz & Sicherheit
Übliches Airbag-Angebot plus Knieairbag fahrerseitig, dazu volle Assistenz-Ausstattung von Spurführungs-Hilfe bis Adaptiv-Tempomat mit Stop & Go.
Reichweite & Laden
Praxis-Reichweite gut, wenn auch weit weg von der Norm-Angabe. Niedrige Lade-Geschwindigkeit, es können maximal 72 kW aufgenommen werden.
Preis & Kosten
Bruder Hyundai Kona ist deutlich günstiger. Sportlichere und gleich große Kompakt-Alternativen: VW ID.3 und Cupra Born. Fein: lange Wartungsintervalle, dichtes Werkstatt-Netz, sieben Jahre Garantie. Verbrauch OK. Als braver Stromer mit langer Garantie vermutlich leicht wiederzuverkaufen.
Niro-Cockpit: Kommode Fahrerumgebung mit großem Zweispeichen-Lenkrad. Typisch für neue Kia-Modelle: digitale Bedienleiste für Klima & Co.
7.3
FAZIT
Gut gemachter, aber teurer Elektro-Crossover mit frischem Look und feiner Ausstattung.
Motor & Getriebe
Fahrwerk & Traktion
Bedienung & Multimedia
Innen- & Kofferraum
Dran & Drin
Schutz & Sicherheit
Reichweite & Laden
Preis & Kosten
Synchronmotor, Spitzenleistung 204 PS (150 kW), Dauerleistung 79 PS (58,3 kW), max. Drehmoment 255 Nm, Akku (netto) 64,8 kWh, Vorderradantrieb mit fixer Übersetzung, Scheibenbremsen v/h (v bel.)
L/B/H 4420/1825/1570 mm, Radstand 2720 mm, 5 Sitze, Wendekreis 10,6 m, Reifendimension 215/55 R 17, Kofferraumvolumen 475–1392 l, Leergewicht (EU) 1757 kg, zul. Gesamtgewicht 2200 kg, max. Anh.-Last 750 kg
0–100 km/h 7,8 sec, 60–100 km/h 5,6 sec, Spitze 167 km/h, Steuer (jährl.) keine, Werkstätten in Österreich 110, Service alle 30.000 km (mind. alle 2 Jahre), WLTP-Normverbrauch kombiniert 16,2 kWh, Testverbrauch 19,9 kWh, Reichweite Norm/Test 460/325 km, Ladedauer bei 11 kW (100%) 6:20 Std, bei 72 kW Gleichstrom (80%) 41 Min
sechs Airbags, Knieairbag fahrerseitig, Notbrems-, Spurführungs-, Toterwinkel- und Querverkehrs-Assistent, LED-Licht, Fernlicht-Automatik, adaptiver Tempomat mit Stop&Go-Funktion, Head-up-Display, Zweizonen-Klimaautomatik, Digital-Instrumente 10,25 Zoll, Innenspiegel autom. abblendend, schlüsselloser Zugang, Rückfahrkamera, Audiosystem mit DAB-Tuner, Navigation und 10,25 Zoll-Touchscreen, Harman Kardon-Sound mit 8 LS, induktives Handyladen, Android Auto & Apple CarPlay, Lenkrad-Heizung, Parksensoren v/h, Einpark-Automatik, el. klappbare Außenspiegel, Kunstlederpolsterung, E-Vordersitze mit Memory fahrerseitig, Sitzklimatisierung v, Sitzheizung v+h, 17 Zoll-Aluräder etc.
Metallic-Lack ab € 650,–, E-Glas-Hub/Schiebedach € 600,–
Rolex
( 3. Mai 2023 )
Frage an die Redaktion: wie bitte berechnen die Hersteller ihre Norm-Reichweite? Mir fällt das bei diesem Test auf genauso wie z.B. beim Test des A8 e-tron im aktuellen Heft.
Die von euch angegebene Reichweite erschließt sich aus Akku-Kapazität dividiert durch gemessenen Testverbrauch. Nicht nur für mich logisch. Aber wie kommen die Hersteller bei tw. nur knapp niedrigerem WLTP-Verbrauch auf eine dermaßen hohe Norm-Reichweite? Das Ergebnis der Division ist ein anderes… Wird da jetzt auch schon wieder “geschummelt”?
Hans
( 11. Mai 2023 )
Sagte ich schon, dass die Elektroautos hoffnungslos überteuert sind?
Im Ernst, so ein Ding mit Benziner dürfte nicht viel mehr als 20.000 Euro kosten…
MfG J
Mozl
( 12. Mai 2023 )
Lieber Johann, welcher Verbrenner mit 204 PS fällt dir denn in der Preisklasse von 20 tsd Euro ein?
Rolex
( 12. Mai 2023 )
Hallo Hans,
naja, auch bei Verbrennern schlägt mittlerweile die Inflation (sowie mittlerweile verpflichtende Zwangs-Technologie und Steichung von günstigen Einstiegs-Motoren und Ausstattungslinien) stark zu. Um 20.000 bekommst Du bald nur mehr Einstiegsversionen von Kleinwagen – gefühlt ist das noch nicht so lange her, dass man in der Klasse schon um 13 TEuro gustieren konnte.
An die Redaktion: mich würde eine Antwort auf meine am 3.5. gestellte Frage freuen 😉
ciao
Rolex
Hans
( 12. Mai 2023 )
Lieber Mozl,
wie du sicher weißt, sind die PS beim Elektroauto quasi ein Nebenprodukt.
Und die sind mir relativ wurscht. Bald dürfen wir eh nur noch 100 auf der Autobahn fahren. Wahrscheinlich, damit die Elektrokarren wenigstens einigermaßen konkurrenzfähig werden.
Nimm z. B. einen Sportage mit 150 PS Benziner, der schon ein ganz anderes Auto darstellt als der Niro….den bekommst du um locker 20.000 Euro weniger als diesen.
Den Niro gibt es nicht als reinen Benziner, sodass man nicht 1:1 vegleichen kann.
Und weil wir schon bei der Leistung sind…bei Autobahntempo ist jedes 90 PS-Verbrennerauto besser als ein elektrisches, weil es bei Weitem nicht derartig an Reichweite einbüsst.
Schau einmal auf AB die Reichweite der Elektriker bei Autobahntempo an…da finden sich Werte, bei denen sich bei einem Diesel gerade mal die Tanknadel zu bewegen beginnt.
MfG J
Hans
( 13. Mai 2023 )
Nur für den Fall, dass da etwas missverständlich rübergekommen sein sollte: mit Autobahntempo ist in jedem Fall 130 gemeint, nicht etwa “Freie Fahrt”.
Mfg J