Veränderungen bei der Formel 1: Neues Regelwerk schärft Sicherheitsmaßnahmen

1. August 2023
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Aktuelles

In der Saison 2022 brachte die Formel 1 eine ganze Reihe an Regel-Änderungen und sorgte dabei unter anderem mit markant vergrößerten 18-Zoll-Rädern und dem „Ground Effect“ für eine kleine Revolution. Bei Letzterem wurde der Unterboden auf Abtrieb optimiert, um trotz “Dirty Air” knappes Hinterherfahren der Boliden zu ermöglichen. Das klare Ziel: mehr Überholmanöver.

Doch meist stehen bei Regeländerungen nicht Strategien für eine bessere Show, sondern solche für mehr Sicherheit der Fahrer im Fokus. Nach zahlreichen Unfällen und einem spektakulären Feuer-Crash (Romain Grosjean kam in Bahrain 2020 zum Glück glimpflich davon) hat sich die Formel 1 für 2023 erneut das Regelwerk vorgenommen, um die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal hochzusetzen. Für die Rennteams bedeuteten solche Anpassungen zwar meist höhere Kosten, doch Sicherheit geht vor. Den Favoriten scheinen die Änderungen weniger auszumachen: Laut den Formel 1 Wetten bei Betway liegt Titelverteidiger Max Verstappen mit einer aktuellen Quote von 1,33 (Stand: 23.7.) derzeit an der Spitze. Abgeschlagen dahinter: Sergio Perez mit einer Quote von 11,00 und Fernando Alonso mit 15,00.

Höher, größer, sicherer

Die Verantwortlichen haben alle Aspekte der Sicherheit und potenzielle Gefahren unter die Lupe genommen und keine Kompromisse gemacht. So wurden größere und kleinere Modifikationen umgesetzt, die jedoch den Schutz während der Rennen maximieren sollen. Dies beinhaltet auch größere Rückspiegel. Eine verbesserte Sicht auf nahende Kontrahenten scheint im ersten Moment wenig revolutionär, doch zählt bei den gefahrenen Geschwindigkeiten und den entsprechend wackelnden Spiegeln jeder Quadratzentimeter mehr an Sichtfläche. Schon ein verpasster Augenblick kann für die Fahrer katastrophale Folgen nach sich ziehen.

Ebenfalls wurden die Überrollbügel der Wagen verstärkt. Nachdem im vergangenen Jahr der Horror-Crash in Silverstone von Alfa Romeo-Fahrer Guanyu Zhou für einen Schockmoment auf der Strecke gesorgt hatte, war die Überarbeitung der Stabilität der Stützen für alle Teilnehmer nur eine Frage der Zeit. Zudem wurden Stimmen laut, das Porpoising zu verringern. Unter diesem Begriff ist das häufig wiederholte Aufsetzen der Autos auf geraden Streckenabschnitten zu verstehen, was nicht nur zu Materialschäden, sondern auch zu Wirbelsäulen-Problemen der Piloten führen kann. Die neue Regel bestimmt, dass der Rand des Unterbodens der Rennwagen gegenüber dem Vorjahr um 15 Millimeter angehoben werden muss.

Probleme mit Heckflügeln

In der Konstruktion der neuen Wagen gehen Entwickler kreative Wege und versuchen, mit komplexen Flügelkonstruktionen das letzte Feintuning für die nötigen Sekunden zu optimieren. Allerdings sehen die Formel 1-Verantwortlichen in den futuristischen Designs eine hohe Gefahrenquelle und haben für 2023 eine klare Ansage gemacht: Heck- und Frontflügel müssen niedriger angebracht werden und in ihren Designs wesentlich simpler sein. Ein Wunsch, der einerseits nachvollziehbar klingt, aber andererseits für Stirnrunzeln bei den Konstrukteuren sorgt. Ferrari musste erst kürzlich auf dem Bahrain International Circuit eine bittere Erfahrung machen, was die simple Konstruktionsvorgabe in der Praxis bedeutet: Während der Wintertests setzte Ferrari den neuen Heckflügel erstmals ein und sah sich mit einer wackeligen Angelegenheit konfrontiert. Trotz aller Bedenken, die bei den Tests für Gesprächsstoff sorgten, hielt Ferrari an seiner Idee fest und optimierte diese. Inwiefern sich die anderen Rennställe mit den neuen Konstruktionsvorgaben arrangiert, wird sich im Laufe der Saison zeigen.

Mit jedem Jahr wächst der Regelkatalog der Formel 1 an. Auch hinsichtlich des Benzingemischs müssen die Rennställe 2023 auf neue Bestimmungen achten. Gefahren wird wie in den Vorjahren mit herkömmlichem Super-Plus-Benzin. Im Gegensatz zum Tankstellen-Sprit, dem bei 98 Oktan hierzulande nur fünf Prozent Ethanol beigemischt werden (E5), fährt die Formel 1 seit heuer mit einem klimafreundlichen Ethanolanteil von zehn Prozent (E10).

Chancen für bessere Ergebnisse?

Inwiefern die Änderungen des Regelwerks die Rennen beeinflussen werden, wird sich endgültig erst nach dem letzten Grand Prix in Abu Dhabi am 3. November wirklich auswerten lassen. Bis dahin stehen noch die Strecken in Japan, Singapur, Italien oder Mexiko auf dem Plan, die von Fahrern und Autos vollen Einsatz abverlangen. Für Max Verstappen könnte diese Saison zum Highlight werden: 2021 holte sich der Niederländer denkbar knapp den ersten Weltmeistertitel, im Vorjahr verteidigte er diesen recht locker. Mit dem diesjährigen Sieg könnte er das Triple vervollständigen und in einen sehr elitären Kreis aufsteigen.

Foto: Red Bull Content Pool