Abmessungen wie ein Linienbus
Mächtig ist er trotzdem: 5,13 Meter Länge, 1,96 Meter Breite und 1,72 Meter Höhe – da kann man ja gleich den Linienbus nehmen!? Der mag zwar nicht viel größer sein, lässt es im Vergleich aber arg an Luxus mangeln. Denn in diesem Kapitel geigt der EQS groß auf, auch im Vergleich zu anderen Spitzen-SUV.
Dass Mercedes vor einiger Zeit seine Ausstattungs-Strategie adaptiert hat, fällt hier besonders auf: Man ist zwar wie gewohnt der preisliche Platzhirsch, stopft aber auch mehr Goodies rein als die Konkurrenz. So sind die Rücksitze elektrisch verstellbar, die Vordersitze klimatisiert (und sowieso elektrisch justierbar), das Fahrwerk ist luftgefedert, der Beifahrer kann sich über einen eigenen Touchscreen freuen – alles serienmäßig. Ebenso gibt es ab Werk Lederpolsterung, Panoramadach, satten HiFi-Sound, Vierzonen-Klimaautomatik, schlüssellosen Zugang, 21 Zoll-Räder und so weiter und so fort.
Beachtliche Hinterradlenkung
Ach ja, auch eine Hinterradlenkung greift ins Geschehen ein: Sie steuert mit bis zu 4,5 Grad gegen und verkleinert so den Wendekreis auf zivile 11,9 Meter. Gegen Aufpreis kann man auch die 10 Grad-Variante haben, die den Wendekreis dann auf 11,0 Meter und damit in Mittelklasse-Regionen drückt.
Sonderlob verdienen die Scheinwerfer: „Digital Light“ trumpft mit 1,3 Millionen Mikrospiegeln auf. Es leuchtet rundum alles aus, was sonst im Dunkeln munkelt. Der EQS schafft es auf der Autobahn sogar, bei vollem Verkehr die Überkopf-Wegweiser zu beleuchten, ohne jemanden zu blenden. Die Ausrede „Herr Inspektor, das Tempolimit habe ich leider übersehen“ fällt damit flach.
Auch, weil Mercedes die Geschwindigkeits-Überwachung jetzt selbst in die Hand nimmt: Ab fünf km/h zu viel blinkt die Tempolimit-Erkennung und piepst dreimal heftig. Dieses mehr ablenkende als effektive Feature kann man wegschalten oder auf das lautlos blinkende Symbol reduzieren, nach jedem Neustart wird aber wieder gepiepst. Schwäbisch oberlehrerhaft, zumal sich die EU-Gesetzgebung mit optischer Warnung zufriedengibt. Die genaue Bewertung des Test Mercedes EQS lesen Sie unten. Dieser Test erschien übrigens mit vielen weiteren in der Ausgabe April 2023 von Alles Auto, hier online zu bestellen.
Fotos: Robert May
Motor & Getriebe
Sehr kraftvoller Schub, linear dosierbar. Die Geräuschdämmung ist exzellent. Die Rekuperation kann man dreistufig über Lenkrad-Paddels verstellen oder die sehr gute „intelligente Rekuperation“ wählen – diese muss aber bei jedem Start neu aktiviert werden.
Fahrwerk & Traktion
Die Luftfederung filtert alles weg, was Luxus-Gesäße erschüttern könnte. Dafür gibt es Wankbewegungen in Wechselkurven, Untersteuer-Neigung im Grenzbereich und starke, aber nur mittelprächtig dosierbare Bremsen. Gut: schnell und sanft eingreifende Regelsysteme, direkte (und präzise) Lenkung, souveräne Allrad-Traktion.
Bedienung & Multimedia
Der Armaturenträger ist mit drei hochauflösenden Touchscreens vollgepflastert, die Unmengen an Funktionen bieten. Dennoch passen Übersicht und Bedien-Logik. Kaum echte Tasten, alles wird über teils fummelige Softtouch-Varianten (etwa am Lenkrad) geregelt. Bequeme, groß dimensionierte Sitze, maue Sicht nach schräg hinten.
Innen- & Kofferraum
Mehr Passagierraum als man benötigt, auf Wunsch auch als Siebensitzer zu haben. Vorne wie hinten ist das Gestühl elektrisch verstellbar, die Fondbank zudem (ebenfalls elektrisch) um 13 Zentimeter verschiebbar. Sehr großer Laderaum, nach Lehnen-Umlegen (2:1:2) gibt es keine Stufe. Großes Kellerfach, eher hohe Ladekante. Trenn-Netz für 186 Euro Aufpreis.
Dran & Drin
Komplette Serienausstattung, aufpreisfrei kann man innen und außen unabhängig zwischen der eleganten „Electric Art“ und der sportlichen „AMG Line“ wählen. Die Aufpreisliste ist für Benz-Verhältnisse überschaubar und bietet praxisbezogene Features plus noch mehr Luxus.
Schutz & Sicherheit
Positiver Exzess in Sachen Sicherheit: An Airbags gibt es neben dem Standard-Programm serienmäßig noch solche zwischen den Vordersitzen und für die Fahrerknie (plus gegen Aufpreis hintere Seitenairbags), an Assistenzsystemen ist der Stand der Technik ab Werk verbaut. Exzellentes adaptives LED-Licht.
Reichweite & Laden
Solide Praxis-Reichweite von 465 Kilometern. Der riesige Akku benötigt bei 11 kW Wechselstrom elfeinhalb Stunden für eine Vollladung, bei 22 kW (Aufpreis 1254 Euro) reichen fünf. Mit Gleichstrom geht es bei sehr hohen 200 kW in 31 Minuten auf 80 Prozent. Ladekabel (Mode 2 und Mode 3) sind serienmäßig dabei.
Preis & Kosten
Mindestens 30.000 Euro teurer als die ebenfalls über 500 PS starke Allrad-Konkurrenz von Audi, BMW und Tesla, aber auch besser ausgestattet. Als EQS 450+ SUV mit 360 PS und Heckantrieb ab 123.000 Euro erhältlich. Vier Jahre Garantie aufs Fahrzeug, acht auf den Akku, verschleißabhängige Service-Intervalle.
Technik
Serienausstattung
Extras
L/B/H 5125/ 1959/1718 mm, Radstand 3210 mm, 5–7 Sitze, Wendekreis 11,9 m, Reifendimension 275/45 R 21 (Testwagen-Bereifung 275/40 R 22), Kofferraumvolumen 645–2100 l, Leergewicht (EU) 2810 kg, zul. Gesamtgewicht 3375 kg, max. Anh.-Last 1800 kg
0–100 km/h 4,6 sec, 60–100 km/h 2,7 sec, Spitze 210 km/h, Steuer (jährl.) keine, Werkstätten in Österreich 93, Service verschleißabhängig (mind. alle 2 Jahre), WLTP-Normverbrauch kombiniert 20,9 kWh, Testverbrauch 23,4 kWh, Reichweite Norm/Test 594/465 km, Ladedauer bei 11 kW (100%) 11:25 Std, bei 200 kW Gleichstrom (80%) 31 Min
€ 1200,–, Fond-Entertainment (2x 11,6 Zoll-Touchscreens) € 3744,–, Fond-Tablet € 624,–, Augmented Reality Headup Display € 1140,–, beheizbare Frontscheibe € 726,–, Lenkradheizung € 612,–, Multikontursitze v € 1830,–, 3. Sitzreihe € 2004,–, Anhängevorrichtung € 1050,–, beleuchtete Alu-Trittbretter € 780,–, 22 Zoll-Räder ab € 1470,– etc.